Ich schwebe in Mahlers letztem Traum. Meine Zehen ragen in die Tiefe, tasten zaghaft nach den Stufen jener Treppe, die in mein eigenes Labyrinth hinabführt. Ich bin der Welt abhandengekommen, um in den Irrgängen verloren zu gehen. Werde ich dort dem Minotaurus wieder begegnen? Ich selbst bin kein reines Wesen. Stets trage ich diese Menschengestalt, wie ein Anzug. Was bin ich darunter? Was steckt jenseits von diesem Fleisch und diesem Blut? An manchen Tagen, so scheint es mir, kann die Welt auf mich verzichten. Sie dreht sich weiter, in all ihrer sturen Beharrlichkeit. Menschen kaufen ein, trinken eine Tasse Kaffee, streiten auf den Straßen, träumen in den Betten, sitzen betrübt am kalten Fenster eines Novembernachmittags.
Ein Trommeln lockt mich tiefer hinein in dieses verschlungene Gefilde. In mir steigt die Lust auf, Wärme liebkost meine Fußsohlen. Meine Waden sind gespannt, jeder Schritt treibt die Wärme weiter meinen Körper hinauf. Ich nähere mich dem Trommeln, will mich tanzend mit ihm vermählen, will dieses Fest feiern, das Fest des Lebens, will der Erde huldigen, weil mich selbst als Opfer darbieten und tanzen tanzen – taumelnd bis in den Tod. Lobgesänge tragen mich empor in die Krone eines Baumes, der in Stravinskys Fiebertraum wurzelt. Seht! Ich mache mich selbst der Zeitlosigkeit zum Geschenk – fernab der Welt, fernab dem Verstehen. Ich will auf einem Meer aus Glas wandeln, leichtfüßig, träumerisch. Ich bin der Welt abhandengekommen. Glückstrunken vergesse ich den Weg zurück.