Ich bin ein Hybrid, in dessen Brust
zwei Herzen schlagen, in dessen Kopf
Engel und Dämonen tanzen
denn ich bin ein Kontinuum,
das Himmel und Hölle
in sich vereint.
Warum ringt ihr in mir?
Ihr, die ihr leuchtet wie die
aufgehende Sonne Kaliforniens.
Ihr, die ihr tobt wie das tosende Meer,
das Schifferboote in dunkle Tiefen reißt.
Ihr, die ihr so von Traurigkeit erfüllt seid,
dass selbst die Anemonen in euren Gärten
weinen.
ICH BIN EIN KARMANAUT
Ich bin das Alpha und das Omega
und alles was dazwischen liegt
bin das Lachen, das Weinen, die Hand
des Todes und das Feuer der Liebe, bin
ein Splitter Glas in eurem Auge und manch-
mal auch die Weisheit, die euch den Weg weist.
Ich bin ein Reisender ohne Ziel, ohne Route
und ohne Ort, den er Zuhause nennt. Ich bin
ein Schicksalsfahrer auf einer Odyssee
und reise in meinem Seelenschiff durch
die Einheit von Zeit und Raum, durch
den Kosmos der Möglichkeiten und
das ewig strömende Meer der Irrwege
Umwege, verschlungener Pfade und Gassen,
die nirgendwo hinführen und Straßen,
die im Nirwana enden oder im Chaos,
im pochend‘n Atem glühender Nächte
oder im letzten Winkel der Zwischenwelt.
Ich reise durch verkommene Seelenruinen
im Licht eines grinsenden Mondes
durch Hinterwelten in denen selbst
die Kinder dem Tod entgegengrinsen
reise durch Stundenhotels in Städten
ohne Willkommensschilder und weiter
durch das Mysterium Welt, hinauf
auf den obersten Gipfel wo
Gebetsmühlen unter dem
nackten Himmel zittern
und die Gebirgsziege
sich selbst köpft
ICH BIN EIN KARMANAUT
Immer auf der Suche nach dem nächsten High,
auf der Suche nach meiner Anima,
dem Soundtrack meines Lebens,
dem perfekten Gedicht und dem
letzten Bisschen Liebe auf Erden.
Auf der Suche nach Sonnenfetzen,
um meine nackte Seele zu kleiden
Auf der Suche nach unbrechbaren
Versprechungen und verlorenen
Erinnerungen an all die Nächte,
in denen wir auf weißem Bettzeug surften,
getragen von Wogen jugendlicher Gier
nach allem was Neu war, nach allem
was man uns verbieten wollte, nach allem
was nicht nach alten Leuten klang, nach
dem Gefühl unserer nackten Haut,
in der sanften Brise eines Juliabends.
Erinnerungen an Herbsttage, an denen wir
das gealterte Weiß an der Decke betrachteten
und von einer Fahrt in den Süden träumten,
von Palmen, die man durch geöffnete Fenster sehen konnte
und dem Kreischen von Möwen über dem Hafen.
Erinnerungen an die Stunden mit Amy –
Amy, schwarzer Engel ohne Flügel und Augen
in denen etwas brodelte, das wie gierige Flammen
nach mir zu greifen versuchte, um mich
zu verschlingen.
So vieles gibt es, das mich vorantreibt.
Die Bücher in den Nationalbibliotheken
zerreißen und sie neu zusammensetzen
Monumente aus Stahl und Stein in
poetischer Ekstase bekritzeln
Aus der Tiefe in die Höhe springen
und über mich selbst hinauswachsen
Menschen zum Lachen bringen
oder zum Weinen oder sie einfach
in den Wahnsinn treiben und vielleicht
noch viel weiter.
Durch den Supermarkt schlendern
ohne etwas zu kaufen, mich nur fragen
wo all das Zeug her kommt.
Deine Hand in grauen Nächten halten
und jedem Stern, den wir am Himmel
entdecken, einen Namen geben.
Meine Gedanken sind immer bei jenen,
die sich an einen Strohhalm klammern
um nicht zu ertrinken.
All die armen Scheißkerle,
die in den Fabriken stöhnen und ächzen
zum monotonen Beat stampfender Maschinen,
die Gesichter ölig und schmierig
die in den Irrenhäusern von Schatten
an den Wänden verfolgt werden und die
ihre Gespenster mit einer Überdosis Neuroleptika
zu vertreiben versuchen
die früh morgens schon an den Supermarktkassen
für eine Flasche Korn und zwei Dosen Bier anstehen,
die am Abend nach Hause kommen zu ihren
gelangweilten Frauen, die in einer Tour
herumnörgeln ohne einmal zu lächeln
die rotleuchtenden Schildern folgen,
auf denen LOVE LOVE LOVE steht,
aber alles finden, nur keine Liebe
die ihren Kummer im Alkohol ertränken
ohne zu bedenken, dass auch Kummer
schwimmen kann
die in manischen Räuschen im Irrgarten
ihrer Psychose verloren gehen,
hyperventilierend, kreischend und
Visionen jagend.
Visionen von einem Verrückten Denker
irgendwo auf einem Berg in Sils Maria
von einem alten Mann alleine draußen
auf dem Meer oder durch die Straßen
von Paris wandernd auf der Suche nach
Zelda und F. Scott Fitzgeralds
geheimen Manuskriptens
von verstörenden Gemälden verstörter Maler,
die sich selbst verstümmeln und schreien und schreien,
ohne je gehört zu werden
von schwermütigen Poeten, um deren Köpfe
schwarze Raben kreisen und die
ihre junge Leben beendeten indem sie
ihre Köpfe in die Öfen stecken.
ICH BIN EIN KARMANAUT
Und ich reite auf dem Rücken
einer Tarantel, schwarzes Biest
mit giftigem Stachel, der mir tief
tief tief in mein Herz sticht und mich
elegisch und euphorisch macht
und rasend und zitternd, schwanger
von Epiphanien, die mich antreiben
meine Reise fortzusetzen
im Ozean des Daseins,
auf der Suche nach jenen
verlorenen Worten:
LIEBE ÜBER ALLES