Der Sprung

Die Frische des Morgens versucht mich zu verführen. Ich dusche kalt. Jede Faser meines Körpers scheint gespannt, wie vor dem entscheidenden Sprung, wie vor diesem entscheidenden Schritt, der mein ganzes Leben verändern wird. Der Mann an der Straßenecke trägt ein Grinsen im Gesicht, als habe er diesen entscheidenden Schritt bereits getan – vergangene Nacht vielleicht. Er lehnt an einer Straßenlaterne, die beim hereinbrechenden Tageslicht so wirkt, als sei sie nur dazu gemacht, damit Menschen daran lehnen und so zufrieden grinsen wie dieser Mann. Ich könnte ihn fragen was ihn derart bewegt, könnte ihn fragen, wieso er zu dieser frühen Stunde so grinst, doch ich folge diesem unsichtbaren Strom, lasse mich von der Frische leiten – weiter und weiter. Ich schwelge in einer Stimmung der Bereitschaft. Ich will diesen Sprung wagen, will mich in dieses Neue stürzen, will grinsend an einer Straßenlaterne lehnen, will sie, von Glück berauscht, umarmen und einen Fremden inspirieren selbst diesen entscheidenden Schritt zu gehen. So ziehe ich weiter, auf der Suche nach jener Schwelle, die mich ruft und bittet sie zu übertreten.

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