Mit dem Nachtzug nach Walhall

Ich stürze aus offenen Fenstern von Verwaltungsgebäuden, die keinen Platz mehr für mich haben in ihren Akten und Registern.

Ich schlage Purzelbäume in einer Welt voller Clowns mit finsteren Mienen und reise mit dem Nachtzug nach Walhall, um Odin ins Gesicht zu spucken.

Wer will mit mir stürzen in das glühende Abendrot, in das Chaos der Wirklichkeit, in die Träume des letzten Kindes?

Du, der müde ist von der Routine seines Lebens? Der müde ist von ungehörten Gebeten, müde von der Müdigkeit und dem milden Klima seines eigenen Herzens?

Möchtest auch du werden wie ich? Ein entfesselter Sturm, C H A O S, das durch die Straßen zieht?

I c h   s t ü r m e

durch ein architektonisches Labyrinth, entworfen von Fallenstellern und arglistigen Architekten, in dem ich nichts suche und dennoch so vieles finde, in dem sich alles wiederholt, aber nichts einander gleicht. Ein dunkles, pulsierendes Herz, das mir seine Geheimnisse anvertraut.

I c h   i r r e

durch Gassen und Straßenschluchten, auf der Suche nach goldenen Engeln, die in unaufhaltsamer Raserei die Nächte durchtanzen und Gebete rezitieren, verfasst von Automatenpredigern auf Zufallsgeneratoren, auf der Suche nach Technikern des Geistes, die mein Bewusstsein erweitern bis über den Horizont des Erfahrbaren, bis in die letzten Winkel des alles in sich vereinenden Ganzen.

I c h   k r e u z e   W e g e

mit Chaos-Theoretikern, die Formeln in die Wände von Universitätsgebäuden ritzen, unfähig ihre eigenen Gleichungen zu lösen, kreuze Wege mit hypermanischen Visionären, geflüchtet aus abgelegenen Anpassungskliniken.

U n d   i c h   f i n d e

meine Anima im heißen Nebel einer glühenden Nacht, in einem Meer zuckender Blitze und tanzender Lichter. Meine Anima, deren Augen alle Rätsel des Universums in sich vereinen. Meine Anima, deren Haar flammendes Feuer ist, das im Abendwind weht, als wolle es die ganze Welt in Brand setzen.

U n d   w i r   v e r l i e r e n   u n s

im Gedränge spontan entflammter Straßenfeste, verlieren uns in rauchgeschwängerten Kaschemmen und endlosen Gesprächen über Kierkegaard und die Verzweiflung oder in phrenetischen Reden über die Metaphysik der Poesie.

U n d   w i r   d r i f t e n

durch ein Mysteryversum, mit offenen Augen und vibrierendem Fleisch, auf Kollisionskurs mit Sonnen und Sonnengöttern.

Und wir stürzen…

Und wir stürzen…

den Allvater von seinem Thron und brechen auf zu unserer letzten Odyssee durch den Weltenraum, wir beide, tanzende Figuren eines bewegten Gemäldes, um Sterne neu anzuordnen und jene Worte in die Tiefen des Alls zu entsenden:

W I R   S I N D   L I E B E N D E

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